Die Schwangerschaftsfotografie ist eine der wichtigsten Bereiche der Fotografie, denn sie liefert wertvolle Erinnerungen. Werdende Mütter möchten die einzigartige Schönheit der Schwangerschaft für immer festhalten und damit das gelingt, spielt die Bildbearbeitung eine wichtige Rolle.
Warum ich meine Bilder bearbeite und warum ich finde, dass man es mit der Bearbeitung nicht übertreiben sollte, möchte ich euch heute erzählen.
In meinem Blogbeitrag ‚Babybauch Shooting‘ habe ich euch ja erzählt, warum ein Babybauch Shooting so wichtig ist. Ebenso ist das mit dem Thema Bildbearbeitung. Mein Gott, sind die Bilder von meinem Babybauch schrecklich! Wenn ich sie ansehe, sehe ich nur ‚Adern!!‘ ^^. Natürlich ist mir klar, dass es gut ist, dass der Bauch so durchblutet ist, aber wenn ich ein Bild ansehe, möchte ich nicht unbedingt das als erstes denken, richtig?
Lieber wäre mir, ich könnte mich in den Moment zurückversetzen und die Gefühle noch einmal hochkommen zu lassen. Mir scheint, diese Gefühle werden von Ader zu Ader weiter abgeblockt, wenn diese vom Bild in mein Auge eindringen wollen.
Die Schwangeren, die zu mir kommen, sollen ihre Bilder ansehen, sich einfach nur zurückversesetzt fühlen und sich auf das Wesentliche konzentrieren können.
Hierfür bediene ich mich der Bildbearbeitung, Adern, Dellen, Abdrücke und alles, was den Betrachter vom Wesentlichen ablenken kann, wird retuschiert, abgemildert oder angepasst und der Look verleiht dem Ganzen den letzten Schliff. Das hilft dabei, die Emotionen und die Stimmung hervorzuheben.
Natürlich retuschiere ich Hautunreinheiten – wer will schon an ‚Pickel‘ denken, wenn er seine Bilder sieht?!
Auch Dehnungsstreifen bearbeite ich manchmal, wenn sie den Blick des Betrachters zu sehr auf sich ziehen, obwohl ich mit dem Bild auf etwas anderes hinaus möchte. Versteht mich richtig! Dehnungsstreifen sind einzigartig und in keiner Weise unschön! Ich finde sogar, dass sie sogar ganz spannend und schön zu fotografieren sein können! Wenn ich den Fokus in einem Bild aber auf etwas anderes lenken will (auf den süßen Babybauch, die Bindung der Eltern zum Ungeborenen usw.), dann werden sie angepasst.
Die Bearbeitung sollte aber generell immer mit Gefühl umgesetzt werden und die Schwangeren natürlich aussehen lassen, um die Authentizität zu wahren. Das Ziel ist, die Schönheit der werdenden Mutter und dieser unwiederbringlichen Zeit zu unterstreichen und nicht zu verfälschen.
Leider steht uns mit der Bildbearbeitung ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung, das viele dazu verleitet unrealistische Schönheitsideale zu kreieren.
Als meine Tochter noch im Kinderwagen saß, dachte ich intensiv darüber nach, dass ich mein kleines Mädchen nicht davor schützen kann, überall (Plakate, Fernsehen, Internet…) diese Schönheitsideale wahrzunehmen. Ich habe es mir dann zur Aufgabe gemacht ihr klarzumachen, dass sie stolz auf sich und ihren einzigartigen Körper und ihr Aussehen sein darf und sich nicht mit dem, was sie in der Werbung etc. sieht, vergleichen soll. Ich habe ihr auch immer wieder gezeigt, was man in Photoshop so alles machen kann. Superlustige Familienfotos sind dabei herausgekommen, denn ein Kind macht Menschen nicht ‚perfekter‘, sondern lustiger! Kugelaugen, wellige Kugelbäuche, Mini-Zehen, Troll-Frisuren und was weiß ich noch alles. Ich denke, sie hat verstanden, worauf ich hinauswollte. Heute ist sie eine selbstbewusste, ganz natürliche und wunderhübsche Frau, die kein Problem damit hat, über sich lachen zu können und sich nicht mit diesen Idealen vergleicht.
Ich meine also, dass die Bildbearbeitung von unverzichtbarem Wert für die Schwangerschaftsfotografie ist, aber auf jeden Fall immer mit Bedacht und Fingerspitzengefühl eingesetzt werden soll. Allen werdenden Eltern und denen, die es schon sind, kann ich wirklich nur empfehlen ihren Kindern zu zeigen, was für Möglichkeiten heute zur Veränderung von Schönheitsidealen schon zur Verfügung stehen und wie weit das schon geht. Wichtig ist nur, dass sie begreifen, dass sie sich von der ‚Last‘, diesen Idealen entsprechen zu müssen befreien können.